Fallbeispiel 4

Patient:
Weiblich, 46 Jahre alt Beruf: Arzthelferin
Anliegen
Neuer Zahnersatz
Allgemeinmedizinische Anamnese
Grunderkrankung: keine
Medikamente: keine
Allgemeiner zahnmedizinischer Befund

  • parodontal unauffällig
  • teilweise erneuerungsbedürftige Restaurationen

Diagnostik am 29.10.2004 (fokussiert auf Zahn 47)
Vitalitätsprobe: negativ
Perkussionstest: negativ
Druckdolenz apikal: negativ
Sondierungstiefen: 2-3mm
Lockerungsgrad: 0
Restauration des Zahnes: plastischer Stiftaufbau mit keramischer
Verblendkrone
Kariöse Läsionen: Sekundärkaries
Röntgenuntersuchung: unvollständige Wurzelkanalfüllung ohne apikale
Aufhellung, schlecht sitzende Restauration mit Sekundärkaries
Beschwerdebild: keine Beschwerden
Visuelle Inspektion der Schleimhaut: reizlose Gingiva
Diagnose
Unvollständige Wurzelkanalfüllung ohne chronische apikale Parodontitis

Therapie

07.01.2005

  • Leitungsanästhesie mit vestibulärer Gingivaanästhesie
  • Entfernung der alten Restauration
  • Entfernung des alten plastischen Stiftkernaufbaues mittels Ultraschall
  • Excavieren
  • Exzision mit Elektrotom
  • Anlegen von Kofferdam
  • Adhäsive Aufbaufüllung
  • Erschließen aller Kanalsysteme einschließlich Entfernung der alten Wurzelkanalfüllung
  • Elektrometrische Längenbestimmung (s. techn. Information)
  • Röntgenologische Längenbestimmung (s. techn. Information)
  • Aufbereitung bis Protaper F1 maschinell
  • Medikamentöse Einlage mit Ca(OH)2, IRM, provisorischer Krone

12.01.2005

  • Leitungsanästhesie mit vestibulärer Gingivaanästhesie
  • Entfernen des Provisoriums
  • Anlegen von Kofferdam
  • Aufbereitung bis 40.06
  • Wechselspülungen mit 5,25% NaOCL (erwärmt auf 60°), 17% EDTA ,Alkohol
  • WF mit GP und PCS in warmer vertikaler Verdichtung –Continuous Wave Technik (System B, Obtura II)
  • Röntgenkontrolle: WF o .B.
  • Verschluss mit IRM, provisorische Krone wiedereingegliedert

04.03.2005

  • Leitungsanästhesie mit vestibulärer Gingivaanästhesie
  • Anlegen von Kofferdam
  • adhäsiver plastischer Stiftkernaufbau mit Glasfaserstift
  • Röntgenkontrolle: keine Anzeichen von einer via falsa oder Stripperforation

13.05.2005–03.06.2005

  • Präparation und Eingliederung einer keramischen Verblendkrone

05.05.2006

  • Röntgenkontrolle nach 16 Monaten: apikal o .B.

11.05.2007

  • Röntgenkontrolle nach 28 Monaten: apikal o. B

Epikrise
Das endodontische Problem der Patientin wurde eher zufällig entdeckt, da eine prothetische Neuversorgung der Zähne 45, 46 und 47 geplant war. Die röntgenologisch apikal unauffällige, aber insuffiziente, Wurzelkanalfüllung wies über die nicht dicht abschließende prothetische Restauration eine mögliche Kommunikation zur Mundhöhle auf. Um eine langfristig gute Prognose für eine neue prothetische Versorgung zu gewährleisten, musste die endodontische Situation erheblich verbessert werden. Außer der Extraktion und implantologischen Versorgung, standen folgende Möglichkeiten zur Auswahl:

  • orthograde Wurzelkanalrevisionsbehandlung
  • Wurzelspitzenresektion mit retrogradem Verschluss
  • WSR mit zeitgleicher Wurzelkanalrevisionsbehandlung

Da auch bei einer WSR vorher eine Verbesserung der alten Wurzelkanalbehandlung zwingend erforderlich ist, hatte sich die Patienten zu einer konservativen Wurzelkanalrevisionsbehandlung entschieden. Bei einer nicht deutlichen Verbesserung der Wurzelkanalbehandlung stand die WSR immer noch zur Verfügung.
Nach Entfernung der alten keramischen Verblendkrone und Entfernung des plastischen Stiftkernaufbaus mittels Ultraschall wurde die alte Wurzelkanalfüllung durch Chloroform angelöst und dann entfernt. Es schlossen sich die elektrometrische und röntgenologische Längenbestimmung an. Zur Spülung wurde auf 60° erwärmtes 5,25% Na0Cl verwendet. Der Zahn wurde mit IRM vorübergehend verschlossen, als medizinische Einlage diente Ca(OH)2. Anschließend wurde die provisorische Krone wieder inkorporiert.
In der nächsten Sitzung wurde die Kanalsysteme erneut elektrometrisch vermessen, bis auf eine Größe von 40.06 aufbereitet, mit Wechselspülungen von auf 60° erwärmten NaOCl – teilweise Ultraschall unterstützt -, 17% EDTA und Alkohol gereinigt und getrocknet und mittels warmer vertikaler Verdichtung – Continuous Wave Technik ( System B, Obtura II) – abgefüllt. Als Sealer diente PCS. Die Spülflüssigkeiten wurden bis maximal 1,5mm vor Ende der Arbeitslänge eingebracht. Danach wurde die Wurzelkanalfüllung röntgenologisch überprüft, der Zahn mit IRM verschlossen und das Provisorium wieder eingegliedert.
In der folgenden Sitzung wurde ein adhäsiver Stiftaufbau inkorporiert und mit einer keramische Verblendkrone versorgt.
Die Röntgenkontrollaufnahme und klinische Untersuchung ein Jahr später zeigt ein völlig reizloses Gesamtbild. Die Prognose des Zahnes erscheint uns sehr gut.
Als kritisch zu bewerten erscheint, dass mit der Wurzelfüllung keine zeitgleiche adhäsive Versorgung erfolgte und dass kein apikales Gauging mit Lightspeed-instrumenten vorgenommen wurde, um vor allem eine Unterinstrumentierung zu vermeiden.

Technische Informationen zur Wurzelkanalbehandlung an Zahn 47

Röntgenkontrastaufnahme:

Fallbeispiel-4_Tab-1

Wurzelkanalfüllung:

Wurzelkanalfüllung

Art der Wurzelkanalfüllung: warme vertikale Verdichtung –Continuous

Wave Technik (System B, Obtura II)
Art der Deckfüllung: adhäsiver Stiftkernaufbau
Hybridtechnik: Protaper, GT-Rotary File, Handinstrumente adhäsiver plastis. Stiftkernaufbau:
Glasfaserstift: EasyPost NR:1 von Dentsply Maillefer
Befestigungszement: Panavia F von Kuraray Dental
Adhäsivsystem: Xeno III von Dentsply De Trey
Flow: X-Flow von Dentsply De Trey
Komposit: Quixfil von Dentsply De Trey