Fallbeispiel 6

Patient
Weiblich, 47 Jahre alt Beruf: Dipl. Med. Päd.
Anliegen
ZE-Planung, Zufallsbefund
Allgemeinmedizinische Anamnese
Grunderkrankungen: Heuschnupfen
Medikamente: L-Thyroxin, Trisiston
Allgemeiner zahnmedizinischer Befund

  • Parodontal unauffällig
  • teilweise erneuerungsbedürftige Restaurationen

Diagnostik am 04.03.2002 (fokussiert auf Zahn 45)
Vitalitätsprobe: negativ
Perkussionstest: negativ
Druckdolenz apikal: schwach positiv
Sondierungstiefen: 2-3mm
Lockerungsgrad: 0
Restauration des Zahnes: keramische Verblendkrone(Brückenanker)
Kariöse Läsion: keine
Röntgenbefund: unvollständige WF, ausgedehnte chronische apikale Parodontitis bei alter WSR
Beschwerdebild: unauffällig
Visuelle Inspektion der Schleimhaut: reizlose Gingiva
Diagnose
Chronische apikale Parodontitis nach WSR (ca. 10 Jahren)

Therapie

06.03.2002

  • Leitungsanästhesie mit vestibulärer Gingivaanästhesie
  • Entfernung der keramischen Verblendkrone
  • Anlegen von Kofferdam
  • Entfernung des alten Silberstiftes mit Hilfe von Ultraschall
  • Entfernung der restlichen Wurzelfüllung
  • elektrometrische Längenbestimmung (s. techn. Information)
  • röntgenologische Längenbestimmung (s. techn. Information)
  • Aufbereitung bis 70.10
  • Spülungen mit 5,25% NaOCL (erwärmt auf 60°), 17% EDTA, Alkohol
  • WF mit GP und PCS in warmer vertikaler Verdichtung Continuous Wave Technik (System B, Obtura II)
  • Röntgenkontrolle: WF o. B.
  • Adhäsive Aufbaufüllung
  • Provisorisch präpariert
  • Provisorische Krone inkorporiert

17.06.2002

  • Röntgenkontrolle: PAC geht zurück.

21.10.2002

  • Röntgenkontrolle: PAC geht weiter zurück, Parodontalspalt schwach zu erkennen.

21.06.2004

  • Röntgenkontrolle: PAC ausgeheilt.

01.09.–15.09.2004

  • definitive Präparation und Eingliederung einer neuen Brückenversorgung 45 auf 47

27.02.2007

  • Röntgenkontrolle 5 Jahre nach Wurzelfüllung: apikal o. B.

Epikrise
Das endodontische Problem der Patientin wurde eher zufällig entdeckt, da im Unterkiefer eine neue prothetische Restauration geplant war, und deshalb Röntgenbilder angefertigt wurden. Nach Auswertung der klinischen und röntgenologischen Befunde wurde die Diagnose manifestiert. Der Zahn wies eine ausgedehnte chronische apikale Parodontitis nach vorausgegangener WSR auf. Nach Angaben der Patientin wurde die WSR vor ca.10 Jahren durchgeführt. Therapeutisch standen uns folgende Möglichkeiten zur Verfügung:

  • Extraktion des Zahnes und Ersatz durch ein Implantat oder Brücke
  • Orthograde Wurzelkanalrevisionsbehandlung
  • Wurzelspitzenresektion mit retrogradem Verschluss
  • WSR mit vorheriger Wurzelkanalrevisionsbehandlung

Da auch bei einer WSR vorher eine Verbesserung der alten Wurzelkanalbehandlung zwingend erforderlich war, hatte sich die Patientin zu einer konservativen Wurzelkanalrevisionsbehandlung entschieden. Bei einer nicht deutlichen Verbesserung der chronischen apikalen Parodontitis stand die WSR immer noch zu Verfügung.
Vor dem endgültigen Beginn der Therapie stellte sich noch die Frage nach der späteren prothetischen Restaurierbarkeit des Zahnes, konnte er noch als Brückenpfeiler verwendet werden oder sollte man ihn nur mit einer Einzelkronenversorgung belasten. Da der Zahn keine parodontale Probleme aufwies und die Erhaltung des Ferruleeffektes gewährleistet schien, hatten wir uns dafür entschieden, ihn später als Brückenanker nach vollständiger Ausheilung der PAC zu belasten. Eine Versorgung der Schaltlücke regio 46 durch ein Implantat wurde vorerst verworfen.
Nach Entfernung der alten Krone und unter Anästhesie wurde Kofferdam angelegt. Zuerst wurde der alte Silberstift mittels Ultraschall entfernt, hiernach wurse die restliche Wurzelkanalfüllung durch Eukalyptusöl angelöst und dann entfernt. Es schloss sich die elektrometrische und röntgenologische Längenbestimmung an. Unter ständigen Spülungen mit auf 60° erwärmten 5,25% NaOCL wurde der Zahn mit Handinstrumenten auf einen Durchmesser von 70:10 aufbereitet. Nach der Aufbereitung wurde das Kanalsystem mit 5,25% NaOCL, 17% EDTA und Alkohol gereinigt und getrocknet und mittels warmer vertikaler Verdichtung –Continuous Wave Technik (System B, Obtura II)- abgefüllt Nach einer röntgenologischen Kontrolle wurde der Zahn in der gleichen Sitzung mit einer adhäsiven Aufbaufüllung versorgt. Der Zahn wurde provisorisch präpariert und eine provisorische Krone inkorporiert.
Die Röntgenkontrollen am 17.06.2002, 21.10.2002 und 21.06.2004 zeigen eine vollständige Ausheilung der chronischen apikalen Parodontitis. Die Röntgenkontrolle nach 5 Jahren zeigt einen stabilen Zustand, so dass die damalige Entscheidung wohl die richtige Wahl war.

Technische Information zur Wurzelkanalbehandlung 45

Röntgenkontrastaufnahme:

Fallbeispiel-6_Tab-1

Wurzelkanalfüllung:

Fallbeispiel-6_Tab-2

Art der Wurzelkanalfüllung: warme vertikale Verdichtung Continuous Wave Technik System B, Obtura II
Art der Deckfüllung: adhäsiver Aufbaufüllung
adhäsive Aufbaufüllung: Adhäsivsystem: Syntac von Ivoclar Vivadent
Komposit: Core Paste von DenMat