Fallbeispiel 5

Patient
Männlich, 41 Jahre alt Beruf: Elektromeister
Anliegen
Fraktur der vestibulären Wand, ZE
Allgemeinmedizinische Anamnese
Grunderkrankungen: keine
Medikamente: keine
Allgemeiner zahnmedizinischer Befund
unauffällig
Diagnostik am 05.09 2007 (fokussiert auf den Zahn 16)
Vitalitätsprobe: negativ
Perkussionstest: negativ
Druckdolenz apikal: negativ
Sondierungstiefen: 3-4 mm
Lockerungsgrad: 0
Restauration des Zahnes: Amalgamfüllung
kariöse Läsionen: Sekundärkaries
Röntgenbefund: unvollständige WF, ausgedehnte chronische apikale Parodontitis, frakturiertes Instrument
Beschwerdebild: unauffällig
visuelle Inspektion der Schleimhaut: reizlose Gingiva
Diagnose
Parodontitis apikalis chronica

Therapie

10.09.2007

  • adhäsive Aufbaufüllung

01.10.2007

  • vestibuläre und palatinale Infiltrationsanästhesie
  • Anlegen von Kofferdam
  • Trepanation
  • Darstellung des mesiobuccalen Kanalsystems
  • Erweiterung des Kanaleinganges und Darstellung des frakturierten Kanalinstrumentes
  • teilweise Entfernung des Instrumentes mit Ultraschall
  • desinfizierende Einlage mit Ca(OH)2 und Verschluss mit Glasionomerzement

29.10.2007

  • vestibuläre und palatinale Infiltrationsanästhesie
  • Anlegen von Kofferdam
  • Entfernung des frakturierten Instrumentes mit Ultraschall
  • Röntgenkontrolle über die vollständige Entfernung des Instrumentes
  • Erschließen aller vier Kanalsysteme einschließlich Entfernung der alten Wurzelkanalfüllungen
  • elektrometrische Längenbestimmung
  • Aufbereitung bis 15 K-Feile
  • desinfizierende Einlage mit Ca(OH)2 und provisorischer Verschluss mit Glasionomerzement (Fuij II)

26.11.2007

  • vestibuläre und palatinale Infiltrationsanästhesie
  • Anlegen von Kofferdam
  • Entfernung des provisorischen Verschlusses und der desinfizierenden Einlage
  • elektrometrische Längenbestimmung (s. techn. Information)
  • röntgenologische Längenbestimmung (s. techn. Information)
  • maschinelle Aufbereitung in Hybridtechnik bis 35.06 bzw. 40.06
  • röntgenologische Masterpointaufnahme
  • Spülungen mit 3% NaOCL (auf 45° erwärmt), 17% EDTA, 1% CHX und Alkohol
  • WF mit GP und AH Plus in warmer vertikaler Verdichtung –Continuous Wave Technik (System B, Obtura II)
  • Röntgenkontrolle : WF o. B.
  • adhäsiver plastischer Stiftkernaufbau mit Glasfaserstift
  • Röntgenkontrolle: keine Anzeichen von einer via falsa oder Stripperforation

27.11.2007

  • vestibuläre und palatinale Infiltrationsanästhesie
  • Exzision
  • provisorische Präparation
  • provisorische Krone hergestellt und mit Temp Bond eingegliedert

Epikrise
Das endodontische Problem des Patienten wurde eher zufällig entdeckt, da die vestibuläre Zahnwand frakturierte und eine prothetische Versorgung des Zahnesanstand. Die präprothetische Röntgenaufnahme stellte das ganze Ausmaß des endodontischen Problems dar.
Der Zahn war nur insuffitient wurzelgefüllt, in der mesiobuccalen Wurzel steckte ein abgebrochenes Instrument und die mesiobuccale als auch distobuccale Wurzel wiesen eine chronische apikale Parodontitis auf. Anzeichen für eine Wurzelresorption lagen nicht vor. Der Zahn war völlig beschwerdefrei.
Um eine langfristig gute Prognose für die prothetische Versorgung zu gewährleisten, musste die endodontische Situation erheblich verbessert werden. Therapeutisch bestanden für uns folgende Möglichkeiten zur Verfügung:

  • Extraktion des Zahnes und Ersatz durch ein Implantat oder Brücke
  • Wurzelspitzenresektion mit retrogradem Verschluss
  • orthograde Wurzelkanalrevisionsbehandlung
  • WSR mit zeitgleicher Wurzelkanalrevisionsbehandlung

Da auch bei einer WSR vorher eine Verbesserung der alten Wurzelkanalbehandlung zwingend erforderlich war, hatte sich der Patient nach eingehender Beratung zu einer konservativen Wurzelkanalrevisionsbehandlung entschieden. Bei einer nicht deutlichen Verbesserung der chronischen apikalen Parodontitis stand die WSR immer noch zur Verfügung. Eine sehr entscheidende Rolle fiel der Entfernung des abgebrochenen Kanalinstrumentes zu. Würde man das Instrument nicht entfernen oder umgehen können, so wäre eine WSR unumgänglich.
Bevor wir mit der eigentlichen Revisionsbehandlung beginnen konnten, löste sich die alte Amalgamrestauration und musste von uns durch eine adhäsive Aufbaufüllung ersetzt werden.
In der ersten Sitzung wurde unter Kofferdam und Anästhesie trepaniert und das mesiobuccale Kanalsystem dargestellt. Nach Erweiterung des Kanaleinganges und Darstellung des frakturierten Kanalinstrumentes unter dem Dentalmikroskopes, wurde versucht das Instrument mittels Ultraschall zu lösen und zu eleminieren. Leider gelang dies vorerst nur teilweise, da das Instrument mehrfach bei diesen Versuchen wieder frakturierte. Der Zahn wurde mit einem Glasionomerzement verschlossen, als desinfizierende Einlage diente Ca(OH)2.
In der nächsten Sitzung wurden erst die restlichen drei Kanalsysteme dargestellt, die alte Wurzelfüllung durch Eukalyptusöl angelöst und dann entfernt. Das zweite mesiobuccale Kanalsystem war völlig eigenständig, so dass eine Umgehung des Instrumentes durch das zweite, sich kurz vor dem Apex mit dem ersten Kanalsystem konfluierende Kanalsystem, nicht zu erreichen war. Abermals versuchten wir mittels Ultraschall das abgebrochene Instrument zu lösen, diesmal gelang es uns es zu entfernen. Es wurden nun die Kanalsysteme elektrometrisch und röntgenologisch vermessen, die apikalen Foramen mit Lightspeedinstrumenten im kleinsten Durchmesser ausgemessen, maschinell in Hybridtechnik aufbereitet, mit Spülungen von auf 45° erwärmten 3% NaOCL – teilweise Ultraschall unterstützt -, 17% EDTA, 1% CHX und Alkohol gereinigt und getrocknet und mittels warmer vertikaler Verdichtung – Continuous Wave Technik (System B, Obtura II) – abgefüllt. Die Spülflüssigkeiten wurden bis maximal 1,5mm vor Ende der Arbeitslänge eingebracht. Nach der röntgenologischen Kontrolle wurde der Zahn in der gleichen Sitzung mit einem adhäsiven plastischen Stiftaufbau mit einem Glasfaserstift unter maximaler Zahnhartsubstanzschonung versorgt. Die Röntgenkontrollaufnahme zeigte keine Anzeichen für eine via falsa oder Stripperforation. In einer separaten Sitzung wurde der Zahn provisorisch präpariert und eine provisorische Krone inkorporiert. Es wurden weitere Röntgenkontrollen in 6, 12, 24 und 48 Monaten vereinbart.
Die Prognose des Zahnes ist gut.

Technische Information zur Wurzelkanalbehandlung an Zahn 16

Röntgenkontrastaufnahme:

Röntgenkontrastaufnahme

Wurzelkanalfüllung:

Wurzelkanalfüllung

Art der Wurzelkanalfüllung: warme vertikale Verdichtung –Continuous WaveTechnik (System B, Obtura II)
Art der Deckfüllung: adhäsiver plastischer Stumpfaufbau/provis. Krone
Hybridtechnik: Protaper, Mtwo, Profile Handinstrumente adhäsiver plastis. Stiftkernaufbau:
Glasfaserstift: EasyPost Nr.1 von Dentsply Maillefer
Adhäsivsystem: Clearfil Liner Bond 2V von Kuraray Dental
Komposit: LuxaCore Smartmix Dual von DMG